Wie alles anfing

One Sky One World wurde am 8. Oktober 1995 10 Jahre alt!

Wie alles anfing

Vor zehn Jahren entwickelte die Amerikanerin Jane Parker-Ambrose die Idee einen Tag im Jahr dafür zu verwenden, dass der Himmel unserer Erde überall mit Drachen geschmückt wird. Es sollte ein bewusstes Zeichen der Einsicht sein, dass wir nur eine Welt haben in der wir leben und dass diese Welt unsere Gegenwart und Zukunft ist. Da der Wind als Lebensspender den Globus umspannt und dabei keinerlei Grenzen kennt sollte der Drachen als Symbol des Windes genutzt werden. „One Sky – One World – International Kite Fly for Peace“ findet jetzt seit 10 Jahre statt.

Ronald Reagan und Michail Gorbatschow

Jane Parker Ambrose verkörpert in sich bereits die Vielfalt und die Einheit dieser Erde. Ihre Vorfahren sind sowohl Europäer wie auch amerikanische Natives. In 1984 nahm Sie Teil an einer Reise in die damalige Sowjetunion und präsentierte der Präsidentin des Sowjetischen Frauenkomitee für den Frieden mit einem Zeichen der Verständigung und Freundschaft. Es war ein von ihr genähter Eddy Drachen mit der Erdkugel und dem Halleschen Komet. Links wehte die amerikanische Fahne und Rechts wehte die sowjetische. Gehen wir zurück …. Im Jahr des Halleschen Kometen trafen sich Präsident Gorbatschow und Präsident Reagan in Island. Diese beiden Männer hatten den Auftrag den Frieden sicherer zu machen und den kalten Krieg zu beenden. Der Drachen von Jane wollte dieses ausdrücken und ist auch enthusiastisch von der sowjetischen Seite angenommen worden. Er wurde geflogen auf den Dächern Moskaus und dabei fotografiert.

Das Foto erschien auf der Titelseite der englischsprachigen Sowjetischen Propagandazeitung „Russia Today“. Kurz nach dieser Reise entwickelte Jane die Idee einen Tag für die Aktion „International Kite Fly for Peace“. Sie suchte und besuchte Freunde und Bekannte aus aller Welt und bat Sie um Unterstützung. Unter anderem nahm Sie Kontakt auf mit Jilly Pelham aus England. Es ging um die Wahl des Tages. Jilly meinte, dass der Hebst dafür gut sei, da der Tag dann nicht in den normalen Drachentrubel untergehen würde, denn In England, Amerika, Japan, China usw. ist die Drachensaison im Spätfrühling. Jilly hat Jane empfohlen sich mit mir in Verbindung zu setzen.

Ich bekam einen Brief von Jane mit der Bitte um Unterstützung des Projekts und war Feuer und Flamme. Was gibt es denn friedlicher als Drachen steigen zu lassen? Fly Kites not Rockets! Ich setzte mich dran auch in Berlin und in Deutschland diese Initiative zu unterstützen. Parallel dazu hat Jane eine sogenannte „Non-Profit-Organisation“ gegründet und prompt war ich im Vorstand einer Weltweiten Organisation. Es gab viel zu tun – Artikel schreiben, ein Logo entwickeln, Feste organisieren und unterstützen, Freunde begeistern, usw.

Es gab viele Richtungsdebatten, z.B. ob ein „One Sky One World“ Drachenfest offiziell registriert werden müsse, ob es eine Mitgliedsorganisation sein sollte, ob Coca Cola offizieller Sponsor sein dürfte. Es gab auch diffamierende Kritik aus Teilen der kommerziellen Drachenszene gegen Jane nach dem Motto, dieses Projekt sei ja nur eine Werbekampagne für Ihre Drachenfirma „Sky Scrapers“. Aber eigentlich waren diese Debatten und Konflikte nicht wichtig, denn die Idee der Aktion hatte Feuer gefangen. Überall auf der Welt entstanden One Sky One World Drachenfeste. Sie kümmerten sich nicht um die „Richtungsdebatten“ und bewiesen somit, dass dieses eine „Grasswurzel“ Aktion war. Aber Tausende von Menschen haben in der Zwischenzeit von OSOW erfahren und durch ihre eigene Initiative es zu dem entwickelt was es heute ist.

Viele haben sich durch den Gedanken anstecken lassen und berichten auch darüber. Es hat sogar bei der UNESCO in deren offiziellen Organ Berichte über OSOW gegeben, wie auch in den meisten Zeitungen dieser Welt. Auch der Nachfolger von Axel Springer, Herr Ernst Kramer hat in seiner Ansprache an eine Delegation des Internationalen Kosmonauten Verbandes die Gedanken von OSOW übermittelt von einem Podium, dass mit einem OSOW Drachen geschmückt war. Auch für die Astronauten ist es ein Himmel und eine Erde. Jane Parker Ambrose und Ihr Mann Larry tun immer noch vieles für OSOW. Sie geben sich die Mühe um eine jährlich erscheinende kostenlose Zeitung genannt „Sky Times“ herauszugeben und weltweit zu verteilen. Diese Zeitung ist das weltweite Bindeglied von OSOW Nachrichten. Hier sind die Bilder und Berichte aus aller Welt. Unzählige einfallsreiche Drachen sind entstanden. Hier sind auch die statistischen Ergebnisse: die Anzahl der OSOW Aktionen, wie viele Orte, Länder und Menschen sich dar- an beteiligt haben. Hier bieten Jane und Larry die gewerblichen OSOW-Produkte an wie, z.B. T-Shirts, Sweat-Shirts, Pins, Aufkleber, Stempel usw. an, mit denen die ganze Aktion zum Teil finanziert wird. Hier gibt es Anleitungen für lokale Organisatoren von OSOW Festivals mit Entwürfe für Presseerklärungen und sogar Tipps für die Ausstattung des eigenen Picknick-Korbes auf einem OSOW Drachenfestival. In dieser Zeitung sind Berichte über mutige und richtungweisende Aktionen der OSOW-Unterstützer. Hier habe ich erfahren was Jane und Larry alles auf eigener Faust unternommen haben.

Jane Parker-Ambrose lässt einen Drachen auf dem Eifelturm steigen

Ein Paar Beispiele:

Wir wissen ja alle über das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking in 1989. Larry und Jane haben auf einer Reise nach China einen OSOW Drachenflugtag auf genau diesen Platz organisiert. Das war die erste öffentliche Demonstration auf diesem Platz seit diesem Massaker. 
Als die sowjetischen Wissenschaftler die Demontage der amerikanischen Pershing Raketen in Colorado bezeugten haben die Beiden einen OSOW Drachenflugtag organisiert: Die amerikanischen und sowjetischen Wissenschaftler haben dann gemeinsam OSOW Drachen steigen lassen.

Sie hat Plakat-Wettbewerbe in Schulen organisiert: Die Kinder sollten malen wie sie sich eine Welt bildlich vorstellen, wenn alle Menschen auf der Erde, egal welche Nationalität oder Hautfarbe gleichzeitig Drachen steigen lassen. Das Siegerplakat war dann das offizielle Plakat für OSOW.
 In Israel hat sie es ermöglicht, dass Palästinenser und Israelis gemeinsam OSOW Drachen geflogen haben als Zeichen Ihres Wunsches nach Verständigung und Frieden.

18.3.1990 Berlin Potsdamer Platz, Ohashi Kette

Es ist Jane’s Inspiration, die mich dazu gebracht hat eine Ohashi Drachenkette am 18. März 1990 über die noch vorhandene Berliner Mauer zu fliegen um den Gedanken – “One Sky – One World – One Berlin“ zu unterstreichen. Da sagten die Grenzsoldaten der DDR, die Drachenkette im Niemandsland auf dem Potsdamer Platz hielten „endlich haben wir eine vernünftige Aufgabe“.

Es wäre anmaßend zu behaupten, dass diese und andere ähnliche OSOW Aktionen die Weltgeschichte geändert haben. Doch Ihr Erfolg und die Begeisterung die dahinter steht zeigen, dass der Wunsch der Menschen nach Einheit, Harmonie und Verständigung großer ist als die Kraft der Zerstörung, der Unruhe und des Vorurteils. Es ist eine positive Erklärung in einer Welt, wo die Nachrichten nur zu voll sind von den negativen Taten der Menschen. Jeder geflogene OSOW Drachen und jede OSOW Aktion trägt dazu bei. Für mich geht das eigentlich noch weiter. One Sky One World ist eben nicht nur an jedem zweiten Sonntag im Oktober. Das ist vielleicht der Zeitpunkt wo wir alle gemeinsam diese Gedanken offen als Manifestation zur Schau stellen. Für mich sind 10 Jahre OSOW allerdings noch bedeutsamer als diese Zehn Sonntage. Es ist übergegangen in eine Gesinnung und eine Stimmung, dass OSOW eigentlich immer präsent ist. Mein guter Freund Bernhard Böhnke bringt es auch klar zum Ausdruck. Auf seiner Drachenmütze, eine Baskenmütze, sein höchster Punkt ist das Ganze Jahr nur ein Pin zu sehen:

One Sky – One World

Text: Michael Steltzer

Hinweise:

Dieser Text erschien 1995 als Beitrag in dem DCB Vereinsmagazin ‚Fang den Wind Nummer 35‘ Seite 34ff.

Ein Scan als PDF Datei kannst Du hier finden http://www.aero-flott.de/wp-content/uploads/2020/12/FdW35-3-1995.pdf.

Larry Parker ist im Januar 2022 verstorben.

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