Ich habe ganz tief in meinem Archiv gewühlt und einen Artikel von 1987 über den Besuch des One Sky – One World Festivals gefunden, der von Max Weiss in dem DCB Vereinsmagazin #3 1/87 veröffentlicht wurde. Den Originalen Scan findet man hier: http://www.aero-flott.de/wp-content/uploads/2020/12/FdW-03-1-1987.pdf

EIN TAG IM JAHR

von Max Weiss

Es gibt Tage im Jahr, da wissen die Kinder, es gibt Geschenke . Die arbeitende Bevölkerung weiß, da kann man zu Hause bleiben. Andere Leute wissen, da ist ein Gedenktag . All jene Tage sind im Kalender festgelegt und kommen jedes Jahr wieder. Aber unter dem 12. Oktober war nichts zu lesen. Eine Gruppe, die einem bestimmten Hobby nachgeht, wollte etwas besonderes machen. Dieses Hobby, dass zur Leidenschaft werden kann, heißt ganz einfach: „Drachensteigen lassen“. Eine jener Hobbyisten sagte sich eines Tages: „Wir werden den 12. Oktober 1986 zum internationalen Drachenflugtag für den Frieden ernennen und das jedes Jahr um die gleiche Zeit, an einem Sonntag wiederholen. Die Initiative für dieses weltweite Spektakulum kam von Jane Parker Ambrose, einer amerikanischen Drachenherstellerin. Natürlich brauchte dieser Tag auch ein Motto und heraus kam dabei: „One Sky – One World“! In Nordamerika, Asien, den südpazifischen Raum, in Europa, einfach in der ganzen Welt, fand zu gleicher Zeit dieser Drachenflugtag für den Frieden statt.

In gleicher Form soll nun jedes Jahr ein Sonntag, zeitlich in der Nähe des o . a Termins, von Drachenfreunden in erwähnter Weise genutzt werden. Ein mondial gehaltener Tag also, der jetzt im Kalender steht!

Dieser Aufruf kam auch nach Berlin, wo Michael Steltzer die europäische Organisation übernahm . Wir trafen uns an historischer Stätte: der „Platz der Republik“, wie das Freigelände vor dem Reichstagsgebäude heißt, war unser Treffpunkt. Wir ließen unsere Drachen steigen und drückten eigene Gedanken an den Frieden in individuellen Drachenmotiven aus. Einen weltweiten Gedanken machte sich Werner. Unser Werner Siebenberg kaufte für diesen Tag die ganze Erde. Eine Erde in kleinem Maßstab. Sie sah so sehr friedlich aus, mit ihrem kreisförmigen Wolkenband. Die Kugel eines Globus, denn um eine solche handelte es sich, war an einem Stab frei hängend angebunden, darunter ein kleines Banner, mit dem Wort Frieden. Der Wind drehte das Gebilde im Kreis, so dass man in wenigen Minuten alle Länder der Erde sehen konnte.

Michael Steltzer legte das „One Sky – One World“ – Banner aus und alle Teilnehmer konnten sich darauf verewigen. Jede aktive Drachengruppe, die sich für den Friedensflugtag engagierte, erhielt eines diese r Banner und sammelte in gleicher oder ähnlicher Weise Unterschriften darauf. Alle in Europa Beschrifteten trudeln jetzt  nach und nach bei Michael im Drachenladen ein und gehen dann, als sozusagen europäische Gemeinschaft, zu Jane nach Amerika.

Die weiße Taube, Sinnbild der Freiheit, war vor dem Reichstag in vielen Variationen zu sehen; die Taube, in den Drachen eingenäht, oder ein Drachen in Form einer Taube, versuchten den Himmel zur Kulisse dieses Schauspiels zu machen, welches auch die Berliner Presse angelockt hatte, die über den drachialen Friedenstag eine Menge Information vor Ort sammelte. Das Ergebnis fiel jedoch etwas mager aus; es erschienen zwei Fotos mit minimalem Textaufwand, der ebenso gut auf andere Tage gepasst hätte. – Etwas enttäuschend für die Berliner Szene. –

Obwohl die Windstärke für größere Drachen wenig geeignet war, hatten sich doch einige Berlin – Besucher ebenso wie Berliner eingefunden, um mit mehr oder weniger Engagement, je nach Interesse eben, unsere Initiative nicht nur zu begutachten, sondern auch im Gespräch Einiges darüber zu erfahren. Immer hin, Mundpropaganda ist nicht der schlechtesten eine!

So vertieften wir uns immer mehr in Gespräche mit dem Publikum und erläuterten den Sinn dieser Veranstaltung zum 12.Oktober. Zieht man Bilanz über jenen Tag, so muss gesagt werden, dass uns die Veranstaltung wesentliche Denkanstöße gegeben hat. Wir können es also im nächsten Jahr nur besser machen! Andere europäische Gruppen hatten ihre ganze Initiative eingebracht und mit vielen Gags sowie groß angelegten Presseaktionen alles gezeigt, was irgend machbar war.

In unserem Fälle sollte man jedoch vielleicht bedenken, dass auch zum Einen in Berlin bestimmte Vorbereitungen ohne unser Verschulden in die Binsen gingen; zum Zweiten hatten wir unsere ganze Energie in das, kurz zu vor stattgefundene, Marienfelder Festival eingebracht und müssen wohl daraus lernen, unsere Arbeitsweise rationaler zu gestalten, nun denn – .

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